Fingal saß auf dem Hochsitz seiner Sippe in der großen Halle seines Langhauses. Er war umgeben von Knechten, Mägden, einigen Krieger und Freunden, die ihrem Tagwerk nachgingen, spielten oder einfache Gespräche führten. Der Hersir bekam davon aber nur wenig mit. Seit den jüngste Entwicklungen, dem Tod zweier Hochfyrsten, machte er sich zusehends Gedanken über die Zukunft Frostheims. Der Wegfall zweier mächtiger Sippen hatte da Land, wenn auch nur kurz geschwächt und ihm seine Schwäche aufgezeigt. Es war selten, dass Fingal so dachte, aber an Tagen wie diesen fragte er sich, ob sich die Hochsippen nicht selbst überlebt hatten. Sein fester Glaube an Odin sollte ihn eigentlich darin bestärken, dass dem nicht so sein konnte. Bisher war diese Ordnung immer die Stärke des Volkes gewesen. Anders als die Mittelländer bedurfte es in Frostheim keinen König oder anders genannten alleinigen Herrscher, damit das Land stabil blieb. Die Hochsippen war immer solide Pfeiler gewesen. Doch reichten drei Pfeiler aus?
Der Hersir und Hochfyrst riss sich aus den düsteren Gedanken. Sie hatten ihm schon nach seinem Scheitern als Jarl fast den Verstand gekostet. Das würde er nicht wieder zulassen. Für seinen Freund und Jarl Lasse Thorsson hatte er Aufgaben zu erfüllen. Für sein Volk. Also griff er nach einer zusammengerollten Karte auf dem Tisch vor sich und entrollte sie. Es war eine grobe Zeichnung des Seeweges nach Nyland an die Küsten der Freyenmark. Schon in drei Wochen würde die Munin mit 10 weiteren Schiffen aus Wyrmgard und Skanden in See stechen. Sechs Knarren mit Gütern, Handwerkern und Bauern, vier Langschiffe mit Kriegern, die neben ihrer Arbeit als Handwerker vor allem den Schutz der noch neuen Scholle Njordheim übernehmen würden. Die Planungen waren bereits seid zwei Monden am Laufen und dazu erwartete Fingal auf verschiedene Antwortschreiben aus fremden Ländern oder von anderen, niederen Sippen.
Nach einer Weile stand Fingal auf und ging zu einem großen Wassertrog. Mit einem Krug schüttete er sich das kalte Nass über den Kopf, woraufhin er prustend das Haar ausschüttelte. "Habt ihr noch niemanden gesehen, der mal einen klaren Kopf brauchte!?", rief er einigen verdutzten Männern zu, die sich gleich wieder abwanden. Er griff nach seinem Methorn am Gürtel und lies es sich von einer jungen Magd auffüllen, ehe er sich wieder setzte. Diesmal aufmerksam die Leute beobachtend.
Startseite 
